Loading...

Kein griechicher Urtext vorhanden




George M. Lamsa spricht als Aramäer und Einheimischer des Ortes, in welchem YAHUSHUA selber gelebt hat, in seinem Buch „Ursprung des Neuen Testaments“ darüber, dass es nie so etwas wie einen „griechischen Urtext“ gegeben hatte und alles aus den originalen aramäischen Schriften – der Estrangeloschrift, der Peschitta – entstammt und so erst griechische Übersetzungen entstehen konnten:

 

„Ich propagiere keinerlei eigene neue theologische Theorie, sondern habe nur ganz schlicht den ältesten, in Estrangeloschrift aufgezeichneten Text des Neuen Testaments aus dem Nord-Aramäischen, meiner Muttersprache, ins Englische, meine angenommene Umgangssprache, übersetzt, um der Verbreitung der christlichen Wahrheit zu dienen. […] Erst nach dem 1. Weltkrieg hörten diese Christen der Kirche des Ostens (aramäische Kirche) von der Behauptung, das Neue Testament sei zuerst griechisch niedergeschrieben worden. Der altaramäische Text spricht für sich selbst und benötigt keine Verteidigung. Die innere Evidenz, die sich in der durchaus aramäischen Art der Schreibweise, der Spracheigenheiten, typischen Redewendungen, bildlichen Ausdrücke und des orientalischen weitschweifigen Stils deutlich kundgibt, ist ein unanfechtbares Zeugnis.

Da das Christentum eine östliche Religion ist, müssen ihre heiligen Bücher auch in einer morgenländischen Sprache geschrieben worden sein. Und dass dem so ist, wird jeder mit den semitischen Sprachen vertraute Philologe ohne weiteres bestätigen. Ich bin nur einer von Millionen von Christen und Muslimen der Bibelländer, die alle davon überzeugt sind, dass das Neue Testament anfänglich aramäisch abgefasst wurde und seine Manuskripte seit den apostolischen Zeiten aufs Sorgfältigste von Hand zu Hand weitergereicht worden sind. In den 1920er Jahren war das Aramäische in Amerika noch nahezu unbekannt. Heute [damals geschrieben 1947] wenden sich jedoch viele prominente Professoren und Bibelforscher dieser Sprache zu, um die Heilige Schrift besser verstehen zu lernen. Die meisten derjenigen Gelehrten, die noch vor wenigen Jahren der Auffassung waren, nur gewisse Teile des Neuen Testaments seien anfänglich aramäisch geschrieben worden, sind heute davon überzeugt, dass das ganze Neue Testament in aramäischer Sprache aufgezeichnet wurde.

Das Aramäische ist tatsächlich der Schlüssel zur Heiligen Schrift und gibt auf viele Probleme des Neuen Testaments Antwort. Kein Wort war zu Anfang in der griechischen Sprache festgehalten worden. Sogar die griechischen Christen selbst haben es immer als selbstverständlich betrachtet, dass ihre heiligen Bücher ursprünglich aramäisch abgefasst worden waren. Da Griechenland nicht weit von Syrien entfernt ist, waren die Griechen die ersten Europäer, welche das Christentum annahmen. Das semitische Volk, dem ich entstamme, wurde ungefähr vierhundert Jahre lang von den Türken beherrscht; aber trotzdem sprechen, schreiben und beten wir noch in der aramäischen Sprache unserer Ahnen. Nur wenige verstehen das Türkische. Ich bin einer der sehr wenigen, die diese Sprache erlernt haben. Das Festhalten einiger früherer Gelehrter an der Auffassung, das Neue Testament sei zuerst griechisch aufgezeichnet worden, ist die Hauptursache dafür, dass die vielen, nun schon seit langem unternommenen Revisionen der Heiligen Schrift bisher so wenig Erfolg gezeigt haben.

 

[…] Niemand in Palästina und Syrien würde sich nur für einen Augenblick dem Gedanken hingeben, die armen und schlichten galiläischen Nachfolger YAHUSHUAs, die unter anderem Hirten und Bauern waren, könnten es je versucht haben, einer Ansprache oder Belehrung, die in einer anderen als ihrer aramäischen Muttersprache erfolgte, zuzuhören oder gar in einer solchen Fremdsprache zu schreiben. Die Apostel hatten ihren Meister aramäisch sprechen und predigen hören und bedienten sich selbst der gleichen Sprache, sowohl in ihren täglichen Gesprächen und Vorträgen als auch in ihren Briefen an Verwandte und Glaubensgeschwister.

In ihrer Publikation „An Introduction tot he Revised Standard Version of the New Testament“ schreiben die Mitglieder des gegenwärtigen [damals 1947!] Revisionskomitees des Internationalen Rates für Religiöse Erziehung auf Seite 27:
„Viel entscheidender als die Verwendung von unverändert aus dem Hebräischen oder Aramäischen (in den griechischen Text) übernommenen Wörtern ist die Gestaltung von Stil und Ausdrucksweise nach typisch semitischem Muster. Dies trifft besonders auf die Evangelien, den ersten Teil der Apostelgeschichte und die Offenbarung zu. Da das Evangelium zuerst aramäisch verkündigt wurde, kann es nicht überraschen, dass die uns überlieferten Worte YAHUSHUAs und der Apostel sogar in der (griechischen) Übersetzung viele Charakteristika des ursprünglichen semitischen Satzbaus und Ausdrucks beibehalten haben.“

 

[…] Die Übersetzer des Neuen Testaments ins Griechische mussten für ihre Übertragung in diese europäische Sprache aramäische Vorlagen zur Hand gehabt haben. Wie hätten sie ihre Arbeit sonst ausführen können?

 

[…] Nach der Übersetzung des Neuen Testaments ins Griechische legte man die aramäischen Originale in Griechenland beiseite. Sie gingen dort im Laufe der Zeit verloren, wie dies gleichermaßen mit den Urschriften mancher philosophischer und literarischer Werke geschehen ist. Wo sind z.B. die Originale der mosaischen Gesetze oder der Bücher Jesajas und Jeremias, Platos und Aristoteles? Man muss sich vergegenwärtigen, dass es – im Gegensatz zu heute – in jenen weit zurückliegenden Zeiten kaum irgendwo Bibliotheken oder gar Museen gab, in welchen Bücher sicher aufbewahrt werden konnten. Aber auch dort fielen sie wie in den Wohnhäusern bei Revolutionen, Verfolgungen und Kriegen der Vernichtung anheim. Dazu kommt noch, dass ein fremdes Originalmanuskript fast oder ganz wertlos wird, sobald sein Inhalt einmal in die Umgangssprache der neuen Benutzer übertragen worden ist. So zirkulieren z.B. gegenwärtig [1947] im Orient viele tausend Exemplare von zahlreichen Schriften, die vor einem halben Jahrhundert aus dem Englischen in nahöstliche Sprachen übertragen und dort gedruckt wurden. Die wenigen englischen Originale sind längst verschollen, während die Übersetzungen sich noch stets im Umlauf befinden.

 

[…] Es wird den westlichen Leser interessieren zu wissen, dass man im Nahen Osten Manuskripte, die alt und defekt werden, mit der größten Präzision abschreibt und die Vorlage danach verbrennt. Der Verfasser hat wiederholt solchen Vernichtungen von schadhaft gewordenen alten Schriften persönlich beigewohnt. Diese auffallende Sitte beruht darauf, dass Orientalen jedes Wort der Schrift als heilig betrachten und darum das Fortbestehen schadhaft gewordener heiliger Bücher nicht zuzulassen wünschen.

 

Wenn daher – wie das häufig geschieht – die Frage gestellt wird: „Wo sind die Originale des von den Aposteln geschriebenen Neuen Testaments?“, dann lautet die Antwort: „Diese im Laufe der Zeit unansehnlich gewordenen oder auch beschädigten Originale wurden Buchstabe für Buchstabe aufs Exakteste kopiert und danach verbrannt.“ Solche von Hand geschriebenen Kopien der Urschriften sind ohne die geringste textliche Veränderung durch die Jahrhunderte hin bis auf unseren heutigen Tag erhalten geblieben, und zwar in der gleichen aramäischen Sprache und Estrangeloschrift, in welcher die Originale von den Aposteln verfasst worden sind.

 

[…] Eine gründliche und getreue Übersetzung muss selbstverständlich vom aramäischen Text der Alten Kirche des Ostens ausgehen. Wir verfügen heute noch [damals 1947] über Buchrollen („Scrolls“) mit altaramäischen Texten sowohl für das Alte wie auch für das Neue Testament.

 

[…] Warum hätten die christlichen Evangelien in einer Fremdsprache aufgezeichnet werden sollen, welche die nahöstlichen Völker weder zu lesen noch zu schreiben vermochten, und außerdem in einer Sprache, die in Palästina und Syrien nur von offiziellen Regierungskreisen, vom Volke aber nicht verstanden wurde?

 

[…] Es entsprach der natürlichen Entwicklung, dass das Christentum sich zuerst unter den Menschen semitischen Ursprungs und kulturellen Hintergrunds ausbreitete. […] Die Galiläer, Juden und Syrer nahmen als Erste die Lehre YAHUSHUAs an. Außerdem predigten die Apostel anfänglich in den Synagogen.  Deshalb waren die von ihnen Bekehrten ihre eigenen Landsleute und auch Syrer, besonders solche, die durch Heirat mit jüdischen Familien verwandt waren. […] Ferner fuhren die Christen noch geraume Zeit fort, zu ihrem Gottesdienst in die Tempel und Synagogen zu gehen; sie befolgten jüdische Bräuche und Überlieferungen und hielten das mosaische Gesetz und den Sabbat. Nahezu zweihundert Jahre lang waren die Vorsteher (Aufseher = epi-skopoi = Bischöfe) der Gemeinde von Jerusalem Semiten, m. a. W. die Nachfolger YAHUSHUAs waren den Lehren der Propheten gehorsam.

 


Pfarrer Dr. John Urquhart fasst dies in „The New Biblical Guide“, Band VII, auf den Seiten 325 und 326 in die folgenden Worte:
„[…] Wenn wir uns vor Augen halten, dass sie [d.h. israelische Landsleute, heidnische Proselyten, heidnische Gottessucher] die ersten Bekehrten waren, die die Lehrer all jener späteren werden sollten, und dass die Bücher des Neuen Testaments in allererster Linie für sie bestimmt waren, dann verstehen wir auch, warum der hebräische („hebräisch“ bedeutet aramäisch, gesprochen von Hebräern) Charakter des Neuen Testaments unvermeidlich war, selbst wenn er nicht beabsichtigt gewesen wäre.“

 

Die Christen des Westens vergessen oft, dass das Christentum eine östliche Religion ist und die Bibel ein orientalisches Buch, das von Morgenländern in erster Linie für den Gebrauch durch ihre eigenen Landsleute aufgezeichnet wurde. Sie vergessen ebenfalls, dass biblische Manuskripte schon von den ältesten Zeiten an im Nahen Osten weit verbreitet waren, ganz im Gegensatz zur großen Seltenheit und relativ späten Erwerbung und Benutzung der Heiligen Schrift in Europa und Amerika. Dies alles war aber nur natürlich, denn das Christentum begann ja im Osten.

 

[…]  Die altaramäischen Estrangelomanuskripte wurden ohne jegliche Verfälschung überliefert, denn die Kirche des Ostens blieb frei von den Ketzereien und Polemiken, die anderswo auftraten. Teile des östlichen Christentums bewahrten sich immer ihre Unabhängigkeit von Byzanz und Rom.

 

[…] Die Heiligen Schriften erreichten Westeuropa via Rom. Deshalb führen die meisten europäischen Länder ihr Christentum auf Rom zurück. Bis zur Zeit der Reformation nannte man sie „Römische Christen“. Ihre Kirchensprache war während einiger Zeit griechisch und dann lateinisch.

 

[…] Die westlichen Gelehrten mögen sich daran erinnern, dass die Römer mehr als sechshundert Jahre lang über den Nahen Osten herrschten, dass aber ihre Sprache, das Lateinische, keineswegs zur Umgangssprache der orientalischen Völker wurde. Wie hätte es dann für die paar tausend Griechen möglich sein sollen, ihre Sprache und Lebensart den Völkern des Nahen Ostens aufzuzwingen? Des Weiteren ist zu bedenken, dass die Türken etwa vierhundert Jahre lang Herren über die Bibelländer waren, bis sie 1918 durch die Engländer vertrieben wurden, ohne dass es ihnen in dieser langen Zeit gelungen wäre, die Einheimischen zur Annahme der türkischen Sprache und Kultur zu veranlassen. Die Bevölkerung jeder Länder fuhr – als ob nichts geschehen wäre – damit fort, ihre angestammten Sprachen zu sprechen, ihren eigenen, überlieferten Gottesdienst weiter zu pflegen und ihren alten Bräuchen treu zu bleiben. Diese Tatsachen sind jedermann bekannt, der sich längere Zeit im Nahen Osten aufgehalten und ihn wirklich kennengelernt hat.

 

 

Anmerkung hierzu vom Übersetzer Dr. Richard E. Koch: „Keine der drei großen monotheistischen Religionen ist bei den Griechen, andern Europäern oder Amerika entstanden. Auffallenderweise wurden alle drei den Völkern des Nahen Ostens anvertraut. Sie besaßen offenbar die dafür benötigten Voraussetzungen und Qualitäten, die bei uns so anders gearteten Okzidentalen nicht, oder nur in ungenügendem Maße vorhanden waren.“

 

[…] Paulus war immerhin ein Pharisäer und befolgte die mosaischen Gesetze und Lehren, die den Griechen so sehr zuwider waren, aufs Genaueste. […] Zur Zeit von Paulus gab es nur wenigen Griechen, die sich bekehren ließen. Die Evangelisationsarbeit begann unter ihnen und den Römern erst, nachdem das Christentum in Palästina, Syrien und Mesopotamien definitiv Fuß gefasst hatte und die in aramäischer Sprache geschriebenen Evangelien in weiten Kreisen bekannt geworden waren. Wie hätten die Bücher nach Paulus´ Bekehrung griechisch aufgezeichnet sein können, wenn er selbst doch mit der Unterdrückung von wohlorganisierten Kirchgemeinden in Judäa und Syrien beschäftigt war, die sich aramäischer Schriften bedienten?  [Hervorhebung durch uns!]  Diese Gruppen mussten über Kopien der Heiligen Schrift in ihrer eigenen Sprache verfügt haben, um Angehörige anderer Rassen bekehren zu können. Paulus besaß offensichtlich aramäische Dokumente, als er nach Kleinasien, Griechenland und Rom reiste. Man muss sich immer realistisch vor Augen halten, dass das Christentum im römischen Kaiserreich in Acht und Bann getan worden war. Wer würde es gewagt haben, solch eine gefährliche Aufgabe zu einer Zeit auf dich zu nehmen, da die Christen zu Tausenden ermordet wurden? Erinnern wir uns der kürzlichen analogen Zustände in Mitteleuropa! Die Übersetzung ins Griechische begann generell erst in einem späteren Zeitabschnitt, als der Einfluss der griechischen Sprache sich ostwärts ausbreitete. Bis dahin hatte das Aramäische in Handel und Religion dort die Hauptrolle gespielt, während das Griechische in diesen Beziehungen in anderen Teilen des großen Reiches vorherrschte.

 

 

Dr. F. C. Burkitt hob in seinem bei E. P. Dutton & Co, New York, und Constable Publishers, London-England, erschienenen Buch „The Earliest Sources for the Life of Jesus“ auf den Seiten 25 und 29 das Folgende hervor: 

 

„Aber unser Herr und Seine Jünger sprachen aramäisch; es gibt keinen Hinweis darauf, dass sie mit der uns geläufigen griechischen Fassung der Heiligen Bücher (der um das Jahr 300 v.Chr. in Alexandria übersetzten Septuaginta) vertraut waren. In den Synagogen Palästinas wurden diese Schriften ihnen im ursprünglichen Hebräisch vorgelesen. Danach folgte eine mehr oder weniger stereotype Wiedergabe in palästinensischem Aramäisch, der Landessprache, die mit dem Hebräischen nahe verwandt war. Ein wirklich getreulich überliefertes Wort YAHUSHUAs oder Petrus´ sollte daher eher mit dem Hebräischen als mit dem Griechischen übereinstimmen und jedenfalls seine Pointe und seine für die spezielle Gelegenheit besonders passende Anwendung nicht auf eine spezifisch griechische Ausdrucksweise stützen müssen …
Ganz abgesehen von sprachlichen Fragen und rein literarischer Kritik dürften die drei synoptischen (die drei ersten) Evangelien Übersetzungen aus dem Aramäischen sein. Die Hauptideen dieser drei ersten Bücher, die zugrundeliegenden Worte, um welche die mit den Evangelien verknüpften Gedanken kreisen, finden alle ihre Erklärung und Veranschaulichung im damals zeitgenössischen Judentum: Das Königreich Gottes, der Messias, das Jüngste Gericht, Schätze im Himmel, Abrahams Schoß, - all dies sind rein jüdische Vorstellungen und dem ursprünglichen Gedankengut der griechisch-römischen Welt durchaus fremd.“ 

 

Die Schreiber des Neuen Testaments legten dafür Zeugnis ab, dass diese heiligen Schriften für die Juden und die Angehörigen der Zehn Stämme bestimmt waren, die über Mesopotamien (Assyrien), das persische Kaiserreich, Kleinasien und andere Teile des römischen Reiches zerstreut worden waren. Dass das Evangelium von YAHUSHUA HA-MASHIACH zuallererst diesen Menschen gepredigt wurde, ist eine bekannte Tatsache, die durch die Evangelien selbst, die Apostelgeschichte und  die Briefe bewiesen worden ist. Das heißt mit anderen Worten: Das Neue Testament ist eine an das Volk des Alten Testaments gerichtete Mahnung, dass YAHUSHUA HA-MASHIACH der verheißene Messias ist und die Schrift erfüllt wurde. Es gibt im ganzen Neuen Testaments nichts, das der hebräischen Gedankenwelt und der semitischen Kultur fremd wäre.

 

 

[…] Das Griechische wurde zur Zeit YAHUSHUAs in Palästina kaum von anderen als von einigen höheren Beamten gesprochen. Einheimische, durch Rom ernannte Fürsten, verwalteten das Land. Überall benutzte man die eigene Sprache: in den Synagogen und vor Gericht, in Handel und Wandel und im Verkehr mit den Behörden. Genau dasselbe war auch noch vor einigen Jahren der Fall, als der Nahe Osten unter der Treuhandschaft westlicher Mächte stand. Arabisch und andere orientalische Sprachen wurden von der Bevölkerung wie auch von der Obrigkeit gesprochen. Die westlichen Beamten lernten arabisch, während einige der höher geschulten Einheimischen Englisch und Französisch sprachen. Laut Flavius Josephus, dem großen jüdischen Schriftsteller und Zeitgenossen der ersten Christen, wurde zu seiner Zeit (38-97 n.Chr.) in Palästina griechisch weder gelesen noch gesprochen, und nur wenige Juden hatten mit ihren Bemühungen, griechisch zu erlernen, einigen Erfolg. Josephus war am Streit um das Neue Testament, d.h. an der Einführung der neuen Religion, nicht interessiert. Schon aus diesem Grunde, und auch weil er zur gleichen Zeit wie die Apostel lebte, fallen seine Feststellungen über die in jener Epoche in Palästina gesprochene Sprache schwerer ins Gewicht als die Angaben der meisten anderen Gelehrten. Im Vorwort zu seinem Buche über „Die jüdischen Kriege“ schrieb Josephus:
„Ich habe mir vorgenommen, für alle diejenigen, welche sich unter der römischen Herrschaft befinden, meine Bücher, die ich ursprünglich in unserer Landessprache verfasst hatte, ins Griechische zu übersetzen.“
In seinem Werk „Jüdische Altertümer“ lesen wir im Buche XX, XI, 2: „Auch ich habe mich sehr darum bemüht, Kenntnisse im Griechischen zu erlangen und die Grundzüge dieser Sprache verstehen zu lernen. Doch bin ich so an den Gebrauch meiner Muttersprache gewöhnt, dass ich das Griechische nicht mit genügend Genauigkeit aussprechen kann. Obwohl manche sich anstrengten und viel Geduld aufwandten, um der griechischen Sprache mächtig zu werden, war der Erfolg doch kaum zweien oder dreien beschieden, sich für ihre Bemühungen belohnt zu sehen.“

 

[…] Paulus schrieb nicht griechisch. Es gibt keinen Hinweis darauf und auch keinen Grund zur Annahme, dass Paulus deswegen imstande gewesen wäre, griechisch zu lesen oder zu schreiben, weil er in Jerusalem eine gewisse Schulung genossen hatte. Auf allen seinen Reisen predigte Paulus in jüdischen Synagogen, was nicht übersehen werden darf. […] Überall war das Aramäische die Sprache der Synagogen. Darum wandte Paulus sich auch in dieser Sprache an seine jüdischen Volksgenossen und benutzte sie ebenfalls für seinen Briefwechsel mit ihnen. In einer anderen Sprache hätten sie ihn nicht verstanden. Während der Gerichtsverhandlung in Jerusalem verteidigte er sich auf aramäisch. Es wäre schwierig gewesen, hebräische Gedanken, theologische Ausdrücke und Redensarten in einer Fremdsprache richtig wiederzugeben. […] Paulus wurde als römischer Bürger geboren, was aber durchaus nicht als selbstverständlich einschließt, dass er griechisch oder lateinisch sprach. […] Andererseits wurde Paulus schon als Junge nach Jerusalem gebracht, wo er unter der Aufsicht jüdischer maßgebender Persönlichkeiten studieren sollte. Er war ein Schüler des Schriftgelehrten Gamaliel. Damals war die griechische Sprache und Kultur den Juden solch ein widerliches Greuel, dass sie es als besser erachteten, Schweinefleisch zu essen als griechisch zu lernen. Das Hebräische war die geheiligte Kirchensprache. Das gemeine Volk sprach und schrieb jedoch aramäisch. Zu keiner Zeit haben Juden im Nahen Osten ihre Religion, ihre Heilige Schrift oder ihre semitische Sprache aufgegeben. Ganz im Gegenteil: Die Juden, nicht nur Kleinasiens, sondern auch in anderen Teilen der Welt, hielten äußerst zähe an ihrer Religion und Sprache fest.[…] Hätten sie dies nicht durch die Jahrtausende hin getan, dann wären ihnen der rassische Zusammenhalt und ihre Religion längst verlorengegangen. Tausende von im Nahen Osten lebenden Juden sprechen und schreiben heute noch aramäisch.

 

[…] YAHUSHUAs scharf formulierte Aussagen mussten daher zur gleichen Zeit, da ER sprach, auf kleinen Schriftrollen notiert worden sein; sonst hätten keine zwei Seiner Jünger oder späteren Nachfolger hinsichtlich Seiner Gleichnisse, Gebote und Lehren miteinander übereingestimmt. Es gab viele berufsmäßige Schreiber und auch zahlreiche gebildete Männer, denn in Galiläa und Judäa bestanden Synagogenschulen. Die Hebräer haben schon während beinahe zweitausend Jahren vor YAHUSHUAs Zeit geschrieben. Im Alten Testament erfahren wir, dass Mose, Josua, David und alle jüdischen Könige sich angestellte Schreiber hielten. Jeremia und andere Propheten schrieben ihre Bücher selbst. Einigen gab Gott in Visionen den Befehl zum Schreiben. Erscheint es – im Hinblick auf all dies – nicht geradezu als unmöglich, dass das inspirierte und von YAHUSHUA verkündete Wort Gottes bis zum Jahre 90 hätte warten müssen, um erst dann von den Griechen aufgezeichnet zu werden?

 

[…] Markus und Lukas waren Bekehrte, die YAHUSHUA nie gesehen hatten. Sie führten für Paulus Buch, bereiteten seine Reisen vor und standen ihm bei seiner Arbeit bei. […] Sie waren Schüler des Paulus und weder sie noch Paulus waren Zeitgenossen YAHUSHUAs. Das Markus-Evangelium kann daher nicht älter als jenes des Matthäus sein, der mit YAHUSHUA zusammen gewandert war und IHN hatte predigen hören. Die Briefe des Paulus können unmöglich die ersten christlichen Schriften gewesen sein, wie von gewissen Gelehrten angenommen wird, denn Paulus, Markus und Lukas wurden ja erst Jahre nach YAHUSHUAs Himmelfahrt bekehrt und als christliche Missionare ausgebildet. [Hervorhebung durch uns!] Hätten diese Männer gleichzeitig mit YAHUSHUA gelebt, dann würden sie dies in ihren Mitteilungen erwähnt haben. Sie hätten sich in diesem Falle auf Aussagen aus erster Hand und auf Geschehnisse bezogen, die auf persönliche Begegnungen mit YAHUSHUA hingewiesen hätten. Ihre Schriften fußen jedoch ganz im Gegenteil auf Dokumenten, die ihnen überliefert wurden, und auf Mitteilungen, die sie von einigen wenigen Augenzeugen erhalten haben, wie in Lukas 1,1-4 zu lesen ist: „Da es nun schon viele unternommen haben, einen Bericht von den Ereignissen zu verfassen, die sich unter uns zugetragen haben, wie sie uns die überliefert haben, die von Anfang an Augenzeugen und Diener des Wortes gewesen sind, hat es auch mir gut geschienen, der ich allem von Anfang an genau gefolgt bin, es dir, hochedler Theophilus, der Reihe nach zu schreiben, damit du die Zuverlässigkeit der Dinge erkennst, in denen du unterrichtet worden bist.“ [Elberfelder Übersetzung]

 

[…] Wie müssen uns die Bedeutung dessen vergegenwärtigen, dass die alte Kirche das Matthäus-Evangelium an die Spitze gestellt hat; denn es war das erstgeschriebene. Das will besagen, dass es das erste bekannte Dokument war, das in den Kirchgemeinden vorgelesen wurde. Dies geht aus den Briefen des Paulus deutlich hervor, der an vielen Stellen die Worte YAHUSHUA anführt. […] Es gibt Leute, die zur irrtümlichen Annahme verleitet werden, Paulus hätte griechisch schreiben müssen, weil er sechs Monate oder ein Jahr in einer griechischen Stadt zugebracht hat. […] Es gibt viele Tausende von studierten Amerikanern oder Europäern, die in fremden Ländern wohnen und dennoch weiterhin in ihrer eigenen Muttersprache korrespondieren.

 

[…] Laut Eusebius, dem „Vater der Kirchengeschichte“, wurde das Johannes-Evangelium erst geschrieben, nachdem die drei ersten Berichte bereits allgemein bekannt und verbreitet worden waren. Eusebius erzählt uns, Johannes habe die drei Evangelien gelesen und ihren Inhalt gutgeheißen. […] Wie Eusebius berichtet, war Johannes der Auffassung zugetan, vieles, das infolge der schon veröffentlichten Schriften bereits allgemein bekannt war, brauche in seinem Evangelium nicht wiederholt zu werden.

 

[…] In der Neuzeit hat man das Neue Testament auch noch aus griechischen und englischen Texten ins Aramäische rückübersetzt. Es ist daher nur zu begreiflich, dass Genauigkeit und Reinheit der Evangelien – und übrige neutestamentliche Texte – und damit auch ihre Verständlichkeit durch das Umschreiben in neue Alphabete, die Einführung der Vokalbezeichnungen, die Übersetzungen und die verschiedentlichen inhaltlichen Anpassungen stark gelitten haben und dadurch heute mehrere, voneinander abweichende aramäische Lesarten vorliegen. Einzig und allein die erst gegen Ende des 19.Jahrhunderts aus dem Innern Kurdistans im Westen bekannt gewordene Estrangelo-Peschitta, die seit apostolischen Zeiten stets Buchstabe für Buchstabe in ihrer altaramäischen Schrift abgeschrieben, nie revidiert und nie ein eine Fremdsprache übersetzt worden war [zumindest zum damaligen Zeitpunkt etwa 1940er/60er Jahre als Lamsa dieses Buch schrieb, Anm.d.uns], ist all diesen Gefahren entgangen und unverändert rein geblieben.

 

[…] Due Undeutlichkeiten in den griechischen Kodizes sind dadurch entstanden, dass ihre Schreiber mit dem Aramäischen nicht genügend vertraut waren, als sie die Heilige Schrift aus dieser semitischen in ihre europäische Sprache übertrugen. Dazu kommt noch: Als die Europäer vor einigen hundert Jahren damit begannen, die Bibel in die modernen Sprachen zu übersetzen, wussten sie vom Bestehen der Peschitta noch nichts. Auch war die Kenntnis des Griechischen fast ganz verlorengegangen, und das Lateinische hatte seinen Platz eingenommen. Das griechische (byzantinische) Reich war damals nahezu völlig von den muslimischen Türken unterworfen worden.

[…] Der Text der altaramäischen Estrangelo-Peschitta darf nicht mit einer ähnlichen, von den westlichen Syrern oder Monophysiten benutzten Fassung verwechselt werden, die Peschitto genannt wird. An ihr sind seit dem fünften Jahrhundert Änderungen vorgenommen worden!

[…] Vollständige Manuskripte des Alten und Neuen Testaments, oder auch einzelne Teile davon, befinden sich im Besitz von Anhängern der Kirche des Ostens. Viele sehr alte und wertvolle Handschriften der vollständigen aramäischen Bibel in Estrangelo-Schrift gingen in den Wirren während und kurz nach dem ersten Weltkrieg verloren, als die assyrischen Christen aus ihrem Heimatland vertrieben und ihre Kirchen zerstört und geplündert wurden.

 

[…] Der Leser muss auch dran denken, dass das Übersetzen von einer Sprache in eine andere eine schwierige Aufgabe ist, und Fehler nahezu unvermeidlich sind. Das gilt ebenfalls für die heutigen internationalen Verträge und Übereinkünfte.

 

[…] Ein Bibelforscher oder eine ganze Gruppe von Gelehrten kann zweifellos mehr moderne englische oder deutsche Wörter finden, als in der King James Version oder im Martin Luthers ursprünglicher Übersetzung angewandt wurden. Damit verbessert man aber nicht Fehler, die bei der Übersetzung des aramäischen Textes ins Griechische eingeführt und vom Griechischen in die lateinische Vulgata und von dieser ins Englische bzw. Deutsche weiterverschleppt werden. Diese Tatsache wird gegenwärtig allgemein anerkannt.

[…] Diese Texte wurden manchmal ohne die genauere Kenntnis der den semitischen Wörtern und Ausdrücken innenwohnenden Spracheigentümlichkeiten und spezifischen Bedeutungen in die griechischen und jüngeren Fassungen übernommen, d.h. die Übersetzer übertrugen sie oft Wort für Wort statt sinngemäß.  Sie müssen einen aramäischen Text besessen haben, denn keine Übertragung wäre ausschließlich auf mündlicher Weitergabe möglich gewesen; und keine Gedächtnis-Überlieferung hätte ohne vorhergehende schriftliche Fixierung entstehen können. Wurde das Neue Testament nicht vor dem Jahre 70 oder gar 90 n.Chr. schriftlich fixiert, wie einige Theologen glauben, dann können die Berichte über YAHUSHUAs Geburt, Lehre und Kreuzigung nicht der vollen Wahrheit entsprechen.

Hätte man andererseits die Evangelien zuallererst in griechischer Sprache abgefasst, dann hätten ihre Schreiber ungezweifelt auch einen griechischen Schreibstil angewandt.

 

[…] Ein Vergleich mit der altaramäischen Estrangelo-Peschitta zeigt, dass die – allen bisherigen Revisionen zum Trotz – immer noch recht zahlreichen schwerverständlichen Stellen durch menschliches Unvermögen bei der in der christlichen Frühzeit  und unter schwierigen Umständen ausgeführten Übersetzung aus dem Semitischen in die griechische Sprache entstanden sind. Als Hauptursachen lassen sich erkennen:
1. Eigentliche Übersetzungsfehler.
2. Unrichtige Wahl des Ausdrucks beim Vorliegen von aramäischen Wörtern mit mehreren Bedeutungen.
3. Verwechslung on in der Estrangeloschrift sich sehr ähnlich sehenden, aber ganz verschiedene Bedeutungen besitzenden Wörtern.
4. Unkenntnis von typisch nordaramäischen Redeweisen und Wortbildungen sowie von spezifischen Sitten und Bräuchen und deren buchstäbliche statt sinngemäße Übertragung ins Griechische.
5. Ungenaues Kopieren von aramäischen Wörtern und Ausdrücken, die unübersetzt in die griechischen Manuskripte und aus ihnen in unsere modernen Fassungen übernommen wurden.

 

[…] Eines darf nicht übersehen werden: dass alle erhalten gebliebenen altaramäischen, in Estrangeloschrift aufgezeichneten Texte völlig miteinander übereinstimmen, ganz unabhängig davon, wann sie kopiert und von welchen Dokumenten sie übernommen wurden; in jedem Fall besitzen sie stets genau denselben Wortlaut, denn sie stammen alle von den ersten Schriftrollen (Scrolls) ab. Wären sie aufgrund von griechischen oder anderen anderssprachigen Unterlagen entstanden, dann könnte ihre Übereinstimmung niemals so vollkommen sein, da in den verschiedenen griechischen wie auch in den neuzeitlichen Texten zahlreiche Unterschiede auftreten. Die ununterbrochenen Bemühungen zur Eliminierung von Fehlern und zur Ermittlung des wirklichen Textes und Inhalts zahlreicher Bibelstellen haben beträchtliche Differenzen zwischen den zahlreichen Lesarten der Heiligen Schrift entstehen lassen.

 

Eine Übersetzung des Neuen Testaments oder anderer heiliger Literatur sollte nur von jemandem ausgeführt werden, der aufgrund jahrzehntelanger persönlicher Erfahrung mit beidem durch und durch vertraut ist: mit den biblischen Verhältnissen im Orient und mit den besonderen Eigentümlichkeiten der ursprünglichen Sprache des ihm vorliegenden Dokuments einerseits, und andererseits mit jenem Land und seiner Sprache, in die er übersetzt.

 

[…] Die Christen des Ostens lasen die Bibel schon eineinhalb Jahrtausende lang als die Christen Europas sie überhaupt erst erhielten. Das gibt den Orientalen zweifellos das Recht, über ihre uralte und in ihrer Heimat entstandene Heilige Schrift sowie über deren Ursprung und Inhalt zu schreiben.“ (vgl. Lamsa, 1965, diverse Seiten aus „Ursprung des Neuen Testaments“)